Zentrum für Naturmedizin
So funktioniert IHHT
Die Abkürzung IHHT steht für Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training (IHHT). «Hypoxie» bezeichnet einen Zustand mit wenig Sauerstoff, während «Hyperoxie» einen Zustand mit viel Sauerstoff bedeutet. So beschreibt der Name bereits, auf welchem Mechanismus eine IHHT-Behandlung basiert: sie wechselt zwischen einer hohen und einer tiefen Sauerstoffzufuhr ab.
IHHT wirkt auf der Zellebene des Körpers, genauer gesagt auf der Ebene der Mitochondrien. Mitochondrien befinden sich innerhalb der Zellen unseres Körpers. Sie sind winzig klein und ihre Funktionsweise hochkomplex. Jeder und jede von uns verfügt über Billionen von Mitochondrien. Ihre Aufgabe ist es, die Zellen und folglich den ganzen Körper mit Energie zu versorgen. Deshalb werden sie auch als unsere körpereigenen Kraftwerke bezeichnet. Die Mitochondrien stellen sicher, dass die Zellen leistungsfähig sind und ihre Funktionen korrekt ausführen. Gesunde Mitochondrien sind somit unter anderem essenziell für den gesamten Energiehaushalt und die Gesundheit unseres Körpers.
Die Mitochondrien bilden aus Nährstoffen und Sauerstoff das sogenannte Adenosintriphosphat, kurz ATP. Es dient als Hauptenergiespeicher innerhalb der Zellen. Sind die Mitochondrien beschädigt, stellen sie weniger ATP und folglich weniger Energie bereit. Ebenso ebnen geschädigte Mitochondrien den Weg für die Entstehung von Krankheiten, denn mit geschädigten Mitochondrien wird auch das Immunsystem schlechter reguliert. Gesunde Mitochondrien sind also die Voraussetzung für einen gesunden, leistungsfähigen Körper.
Geschwächt werden die Mitochondrien durch mangelnde Nährstoffaufnahme, beispielsweise wenn wir unzureichend Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren zu uns nehmen. Ebenso beschädigen Stress und psychischer Druck, Antibiotika und andere Medikamente sowie Umweltgifte (zum Beispiel Pestizide) und Nanopartikel die Mitochondrien. Zusätzlich reduziert ein natürlicher Alterungsprozess die Leistungsfähigkeit der Mitochondrien.
Durch die IHHT-Behandlungen werden geschädigte Mitochondrien abgebaut und die Vermehrung gesunder Mitochondrien angeregt. Das zentrale Element für diesen Vorgang ist wie erwähnt der Sauerstoff: Bei einer IHHT-Sitzung erfolgt eine intermittierende Sauerstoff-Behandlung durch eine Atemmaske. Das heisst, dem Körper wird Atemluft mit unterschiedlichem Sauerstoffgehalt zugeführt. Dabei wird zwischen Sauerstoffmangel (Hypoxie) und Sauerstoffüberfluss (Hypoeroxie) abgewechselt. Der Körper wird gereizt und versucht, diese zwei Phasen auszugleichen – und regt dabei das Absterben der geschädigten Mitochondrien und das Entstehen neuer, gesunder Mitochondrien an. Der Effekt dieser Zellsanierung ist ähnlich wie bei einem Höhentraining.
Mehr zum Mechanismus
Unsere Atemluft verfügt über einen Sauerstoffgehalt von 21%. Während der IHHT-Behandlung wird dem Organismus durch eine Atemmaske abwechslungsweise Sauerstoff mit unterschiedlichem Gehalt zugefügt: In der Phase der Hypoxie wird ein künstlicher Sauerstoffmangel erzeugt, indem der Sauerstoffanteil auf 9-14% reduziert wird. Dies ist für den Körper vergleichbar mit einer Höhenwanderung oder einem Höhentraining. Während der darauffolgenden Phase der Hyperoxie wird der Sauerstoffgehalt auf bis zu 36% erhöht. Die Intervalle von sauerstoffarmer und sauerstoffreicher Luft lösen bei den Zellen Reizphasen aus. Sie versuchen, die unterschiedlichen Sauerstoffgehalte auszugleichen: Als Folge werden geschädigte, nicht mehr voll funktionsfähige Mitochondrien zerstört. Der dadurch herbeigeführte kurzzeitige Mangel an Zellenergie regt die Vermehrung von neuen, leistungsstarken Mitochondrien an.
Mehr zu den Mitochondrien
Unser Körper besteht aus rund 75 Billionen Zellen. In diesen wiederum befinden sind Hunderttausende von Mitochondrien. Diese sogenannten körpereigenen Kraftwerke sind äusserst klein, komplex und sehr empfindlich. Weil ihre Erbsubstanz nicht in einem Kern geschützt ist, sind sie sehr anfällig für Beschädigungen. Gleichzeitig verfügen sie über limitierte Gen-Reparaturmechanismen. Das heisst, sind sie beschädigt, ist dies irreparabel. Durch Belastung, Schadstoffe und das Alter summieren sich die Schäden, sodass ihre Leistungsfähigkeit immer weiter abnimmt. Das Problematische dabei: Beschädigte Mitochondrien vermehren sich schneller als Unbeschädigte. So steigt die Zahl der schwachen Mitochondrien verhältnismässig stärker als diejenigen der leistungsfähigen «Kraftwerke» – der Körper verfügt über immer weniger Energie. Mit IHHT werden die geschwächten Mitochondrien abgestossen und die Vermehrung der gesunden Mitochondrien angeregt.
Lange erforscht – und mit dem Nobelpreis ausgezeichnet
Die Forschung rund um Mitochondrien begann bereits in den 1970er Jahren. In den 1980er Jahren wurde die kontrollierte vorübergehende Reduktion des Sauerstoffs in der Atemluft in der Raumfahrt verwendet: Mit dem IHT, dem Intervall-Hypoxie-Training (noch ohne Hyperoxie-Phase), wurde der Stoffwechsel von Kosmonauten auf die tiefere Sauerstoffzufuhr im All vorbereitet. Die IHHT-Methode basiert somit auf einer über 50-jährigen Forschungs- und über 40-jährigen Anwendungsgeschichte. Wie vielversprechend sie ist, beweist auch die Verleihung des Nobelpreises für Medizin im Jahr 2019 für die Erforschung ihrer Wirkungsweise.
Mehr zur Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin lesen Sie diesem Artikel aus dem Spektrum-Magazin.
«Ich habe mir von IHHT einen Energieschub versprochen und bin positiv überrascht. Zwar dauerte es eine Weile, bis die Therapie zum Genuss wurde. Doch dann begann – begünstigt durch das unaufgeregte Ambiente – eine tiefenentspannte Reise und ein Eintauchen in farbige Welten. Die wertvollste Auswirkung auf meinen Alltag: Ich schlafe tiefer und bin gelassener.»